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 Sei es aus Nichtwissen, Ignoranz oder Leichtfertigkeit: Keine Toleranz bei gesundheitsschädigenden Empfehlungen.

 

Experiment und Test vom 22.10.2010
überarbeitet 03.02.2017

Alle paar Wochen taucht ein neues Video im Web auf, wo jemand gerade das Kolloidale Silber für sich neu entdeckt hat und in seiner Begeisterung meint, er müsse das unbedingt dem Rest der Welt mitteilen. Daß es Kolloidales Silber seit über 100 Jahren gibt und daß es einst "vor dem Penicillin" weltweit klinisch angewandt wurde, weiß er nicht. Daß Millionen es in der heutigen Form ("elektrolytisch" hergestellt) nun schon seit Jahrzehnten "nach dem Penicillin" erneut als Antibiotikum anwenden, weiß er auch nicht.  Man kann aber sicher sein, daß man das Rad nicht ein zweites Mal erfinden kann.

 

"Das Primitivste", nur ein Widerstand...........

Zum Thema der "Primitivschaltungen" allgemein:

Es gibt diese "Primitivschaltungen" mit und ohne Vorwiderstand. Ein Vorwiderstand stellt keine Strombegrenzung im Sinne der Elektronik dar. Eine Strombegrenzung oder "Konstantstromquelle" regelt den Strom hingegen auf einen festen Wert, auch bei wechselnden Spannungen. Ein bloßer Widerstand kann das nicht und ist demnach auch keine Strombegrenzung im Sinne des Fachwissens. Somit ist das Ergebnis in ppm nicht vorhersehbar, wenn nur ein Vorwiderstand vorgeschaltet wird. Die ppm-Tabellen auf wissenschaftlicher Basis nach Faraday sind nicht anwendbar.

Die Schaltung mit einem Vorwiderstand:
Ein fester Vorwiderstand steht dem Elektrodenstrom, der das Silber abträgt, von Anfang an als Hindernis im Weg. Er verlängert die Anfangsphase, in welcher der Strom erst langsam ansteigt, ganz enorm, weil das Destillierte Wasser zu Beginn mangels Silberanteilen zunächst einen sehr hohen Widerstand hat. Im Gegensatz zu einer ordentlichen Strombegrenzung, die am Anfang fast völlig offen ist und erst drosselt, wenn der Strom seinen Sollwert von beispielsweise 5 mA erreicht hat. Wenn man nun meint, man brauche nur einen kleineren Vorwiderstand zu nehmen, um das Problem zu lösen, dann läßt dieser wiederum den Strom auch weiter über 5 mA ansteigen. Es geht einfach nicht, mit nur einem Widerstand. Jegliche ppm-Tabelle muß dabei versagen. Es ist einfach fachliche Unfähigkeit, die solche dubiosen Lösungen hervorbringt. Zumal man mit nur einem einzigen weiteren Bauteil, z.B. einem Spannungsregler LM317 für rund 20 Cent, eine perfekt arbeitende Konstantstromquelle, also eine "richtige" Strombegrenzung im fachlichen Sinne, herstellen kann. Das ist "seit Jahrzehnten bekanntes Grundwissen der Elektronik", und nicht etwa ein Trick oder Geheimwissen. Es steht für jeden sichtbar auf allen Datenblättern dieser Bauteile. Jeder Techniker lernt so etwas im 1. Semester seines Studiums kennen. Daß ausgerechnet Laien, die wirklich die einfachsten Grundkenntnisse nicht besitzen, solche Schaltungen in Videos als den letzten Schrei präsentieren, ist kennzeichnend für die ganze Branche.

Solche Videos von Leuten, die gerade das Rad neu erfunden haben wollen, geistern unentwegt durchs Internet. Denn wenn sich etwas Törichtes erst verbreitet hat, lebt es beharrlich fort, wie Franzosenkraut. Versuchen wir trotzdem, ein wenig Klarheit zu schaffen.

Ein weiteres Gerücht, das immer wieder neu aufkommt und nicht totzukriegen ist: Man brauche nur eine 9V Batterie und 2 Silber-Elektroden. Dazu wird gelegentlich noch der verstorbene Dr. Robert Beck zitiert, ein studierter Physiker und dennoch ein Scharlatan, welcher nicht nur in USA, sondern weltweit regelrechte Bühnenauftritte und Shows absolvierte und der Welt versprach, sie mit seinem "Zapper" von AIDS, Krebs und jeglicher Krankheit zu heilen.

Dr. Robert Beck gibt es nicht mehr. Sein Versprechen hat er nicht gehalten. AIDS und Krebs haben wir immer noch. Und immer noch geistern Videos durchs Web, von Leuten, die ihre Genialität der Welt mitteilen müssen.

Der 9V-Batterie-Silbergenerator geht mit Sicherheit zum Teil auch auf  Dr. Robert Beck zurück, denn auch damit hat er sich in der Öffentlichkeit als Showmaster präsentiert. Was dabei herauskommt, zeigen nachfolgende Bilder einer Versuchsreihe, die NICHT als Empfehlung zu werten ist.

* * *

Test 1, nur eine 9 Volt-Batterie (Datum 22.10.2010)

Das Experiment unten wurde (nach Dr. Robert Beck) "ohne Vorwiderstand" mit reinstem destillierten Wasser  durchgeführt. (z.B. AMPUWA für Spülzwecke oder Infusionen)

Erste Überraschung gleich zu Beginn:
Der Anfangsstrom beträgt bei 9 Volt nur 0,14 mA und ist auch nach 2 1/2 Minuten nicht weiter angestiegen. Das ist viel zu wenig.

1.1



 

Nach 33 Minuten sind es erst 0,74 mA. So wird das nie was.

1.2

 

 

Nach 1 1/2 Stunden gerade mal etwa 1 mA.

1.3

 

 

Aber es setzen sich auf Grund der langen Einschaltzeit schon Partikel an der Minuselektrode ab. Es geschieht also etwas.

1.4

 

 

Nach 2 Stunden sind erst 2 mA erreicht.

1.5

 

 

Nach 3 Stunden sind es erst 2,4 mA.

1.6

 

 

Nach 4 Stunden Einschaltzeit, nicht einmal 3 mA.

1.7

 

 

Dafür hat sich infolge der langen Einschaltzeit nun bedenklich viel Elektrodenschlamm (sogenannte Dendriten) gebildet.: Der Raum zwischen den beiden Silber-Elektroden ist fast zugewachsen.

1.8

 

Nach 4 1/2 Stunden dann völlig unberechenbar der lawinenartige Anstieg des Stroms. Innerhalb von 2 Minuten von 3 auf 15 mA.

1.9

 

 

2 Minuten später sind es schon 51 mA.

2.0

 

 

Nun lassen die Elektroden durchfließen, was die Batterie hergibt. Der Strom steigt zwischenzeitlich auf über 150 mA, sinkt dann wieder infolge der Batterieentladung und steht nach fast 5 Stunden auf 134 mA.

2.1

 

 

3 Minuten später ist er weiter auf  119 mA gefallen. Die Batterie läßt nun deutlich nach.
(bei 5 Stunden Abbruch des Experiments.)

2.2

 

 


Ergebnis: Mit zu niedriger Spannung sind stundenlange Einschaltzeiten nötig. Dafür bildet sich vermehrt Elektrodenschlamm. ("Dendriten")

Weiterhin: Ohne Strombegrenzung gerät das Experiment außer Kontrolle, der Strom steigt zu einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt lawinenartig an. Eine Grenze der Stromhöhe wird lediglich durch die Leistung der Stromquelle gesetzt.

Fazit: Mit "nur Batterien" und ohne Strombegrenzung oder nur einem Ladegerät geht es nicht. Auch wenn dies immer wieder neu behauptet wird.

 

Wollen Sie wirklich solch ein fragwürdiges Silberwasser produzieren? Wahrscheinlich nicht!

2.3 

 

* * *

 

nur ein Widerstand

Die Anordnung gibt es auch erweitert mit einem Widerstand. Zum Beispiel wird 1 k-Ohm empfohlen, aber auch 3 k-Ohm wird gern genannt. Das ergibt nach dem Ohmschen Gesetz Strom = Spannung durch Widerstand  9 mA bzw. 3 mA. Man verhindert damit zwar das lawinenartige Ansteigen des Elektrodenstroms, aber es stellen sich nach dem Einschalten wegen der geringen Spannung keine nennenswerten Ströme ein. Es fließen nur Anfangs-Ströme von z.B. 0,1 - 0,2 mA. Nur bei verunreinigtem Destillierten Wasser ergeben sich höhere Werte. Keinesfalls sollte man den Ratschlägen folgen, etwas Salz hinzuzufügen. (höchst giftig)

Werden die Silber-Elektroden zusätzlich verbotenerweise bis hinunter auf den Glasboden gestellt, bildet sich dort sehr schnell eine "Kriechstrecke" aus Silber-Ablagerungen und der gesamte Strom fließt darüber, aber es findet nun gar keine Silberabscheidung ins Wasser mehr statt und somit gibt es auch kein Kolloidales Silber.

Die mit solchen Schaltungen produzierten Kolloide lassen keine Bestimmung des ppm-Wertes nach der geltenden Tabelle zu (nach den Faradayschen Gesetzen zur Elektrolyse), weil der Strom nicht geregelt und somit nicht gleichbleibend ist.  

Mit üblichen Einschaltzeiten von 30 oder 60 Minuten erzeugt man bestenfalls 2 - 5 ppm. Läuft der Vorgang (bei Variante 1) erst aus dem Ruder ist auf Grund des viel zu hohen Elektrodenstroms ein Wert von einigen hundert ppm zu erwarten, allerdings mit riesigen Silberpartikeln und somit absolut unbrauchbar.

Fazit: Auf solche fragwürdigen Empfehlungen aus dem Internet lassen wir uns besser nicht ein! Sie stammen von Wichtigtuern, die glauben, gerade etwas entdeckt zu haben, aber die elementaren Regeln der Herstellung von Kolloidalem Silber nicht kennen.

 

* * *

 

Wiederholung des Experimentes  (siehe oben)

Test 2, nur eine 9 Volt-Batterie (Datum 03.02.2017)

Der Versuch wurde mit 0,25 Liter zuvor auf Siedepunkt erhitztem Destillierten Wasser durchgeführt. Als Stromquelle diente eine neue, unbenutzte 9 Volt Alkaline-Blockbatterie. Die Silber-Elektroden 2,5 x 80 mm hatten eine Eintauchtiefe von etwa 55 mm, was angesichts der zu erwartenden, geringen Strömen mehr als ausreichen anzusehen ist.

 

Bild 1

 

 

Bild 2
Start, 7 Sekunden, 0,3 mA

 

 

Bild 3
5 Minuten, 0,3 mA

 

 

Bild 4
10 Minuten, 03 mA

 

 

Bild 5
15 Minuten, 0,3 mA

 

 

Bild 6
21 Minuten, 0,3 mA

 

 

Bild 7
30 Minuten, 0,4 mA

 

 

Bild 8
40 Minuten, 0,5 mA

 

Bild 9
51 Minuten, 0,7 mA 

 

 

Bild 10
60 Minuten, 0,8 mA

 

 

Bild 11
nach 60 Minuten kein sichtlich erkennbarer Unterschied zu reinem Destillierten Wasser (links)

 

 

Bild 12
90 Minuten, 1,4 mA

 

 

Bild 13
104 Minuten, 1,5 mA

 

 

Bild 14
rechts die Probe nach 1 Stunde : 45 Minuten mit einem ganz minimalen Gelbton,
links zum Vergleich reines Destilliertes Wasser

 

Abschlussbemerkung: (und grobe Überschlags-Berechnung durch Addition der beobachteten Zeiträume und gemessenen Ströme)

Der Startstrom betrug diesmal mit 0,3mA etwa das Doppelte, wie beim Experiment 2010 vor 7 Jahren. Die Gründe dafür zu suchen, wäre müßig, es gibt viele Faktoren und es wird jedes Mal anders sein. Wie schon beim 1. Experiment 2010 baute sich der Elektrodenstrom auf Grund der niedrigen Spannung von nur 9 Volt sehr langsam auf und erreichte diesmal nach 90 Minuten 1,4 mA. (2010 waren es 1,5 mA) Nach 1 Stunde : 45 Minuten bei 1,5 mA wurde der Test abgebrochen. Der Nachweis, daß die Ströme viel zu gering gegenüber einer professionellen Schaltung sind, wurde erbracht.

Fazit:
1. Diese Methode ist für die praktische Anwendung unbrauchbar. Das Ergebnis in mg abgeschiedenem Silber (ppm) ist nicht exakt aus Einschaltzeit und Strom zu berechnen, da viele unbekannte Faktoren Einfluss nehmen. So auch die besonderen Eigenschaften eines jeden Destillierten Wassers. (Kohlenmonoxyd-Gehalt zum Beispiel, der den Ohmschen-Widerstand sehr stark herabsetzen kann)

2. Diese Methode liefert keine als ausreichend anzusehenden ppm-Werte in vertretbaren, praktikablen Einschaltzeiten.

Nach
30 Minuten Einschaltzeit   2, 5 mg   Silber = 2,5 ppm
60 Minuten Einschaltzeit   8     mg   Silber = 8    ppm
105 Minuten Einschaltzeit 23   mg   Silber = 23  ppm 

(eine exakte Berechnung war nicht möglich, das Experiment wird aber wiederholt werden, wenn ein geeigneter Coulomb-Counter zum abschnittsweisen Zählen und Addition der Ströme gefunden ist)

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Impressum:

© April/2005 by HANS-DIETER TEUTEBERG •  hans-dieter.teuteberg@t-online.de

Illustrationen
 © H.D.T.